Monographien und Herausgeberschaften |
Monographs and Edited Volumes
Karl Böhm. Biografie, Wirken und Rezeption
hg. von Thomas Wozonig, München: text+kritik 2025
"Damit bin ich in die Geschichte eingegangen so daß wenigstens etwas von mir übrig bleibt." So kommentierte der Dirigent Karl Böhm (1894–1981) in einem Notizbuch jene von ihm geleitete "Fidelio"-Aufführung, mit der die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Wiener Staatsoper am 5. November 1955 wiedereröffnet wurde – und "150 Millionen hörten am Rundfunk zu", ergänzte er stolz.
Mehr als vier Jahrzehnte nach seinem Tod scheint das, was von dem gebürtigen Grazer Karl Böhm "übriggeblieben" ist, in wenigen Leitmotiven und Positionen festgefahren. Dem von vielen verehrten Kapellmeister alten Schlags, der nach dem Zweiten Weltkrieg an den Pulten in Wien, Salzburg und Bayreuth zum kulturellen Wiederaufbau beigetragen hat, schlagen von anderer Seite die Hinweise auf seine Haltung und Taten während der NS-Zeit entgegen. Und während die einen seine Mozart-, Wagner- und Strauss-Dirigate als maßstabsetzend betrachten, werden sie von anderen entschieden abgelehnt, häufig vor allem sein Mozart als "arg, teilweise schändlich routiniert" (Peter Gülke).
Der Band leistet zum ersten Mal eine umfassende kritische Auseinandersetzung mit diesem streitbaren Dirigenten, der zeitweise als populärster Dirigent der deutsch-österreichischen Tradition neben Herbert von Karajan galt und unübersehbare Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen hat.

Wie sich Salzburg inszeniert.
Vom Werden einer Musiktheaterstadt
hg. von Sigrid Brandt und Thomas Wozonig, Wien: Hollitzer 2023
(= Veröffentlichungen des Arbeitsschwerpunktes Salzburger Musikgeschichte 11)
https://doi.org/10.2307/jj.9377906
Salzburg – eine Musikstadt: das muss heute weder besonders betont noch publik gemacht werden. Die 1920 begonnenen Salzburger Festspiele, die eine erstaunliche, auch durch die Covid-Pandemie kaum gebrochene Kontinuität aufweisen, bilden lediglich die zugkräftige Spitze der reichen Salzburger Theatertradition, die Spuren in der Musikgeschichte weit über die Region hinaus hinterlassen hat.
Die Autor:innen des Bandes widmen sich verschiedenen (musik-)theatralischen Formen, die im Laufe der vergangenen vierhundert Jahre in Salzburg gepflegt wurden und teils immer noch werden. Sie beleuchten die verschiedenen Spielstätten ebenso wie die darin tätigen politischen und künstlerischen Protagonist:innen, untersuchen die Bedingungen ihrer Produktion – insbesondere im Hinblick auf die Wechselwirkung architektonischer, bühnentechnischer, bildnerischer, inszenatorischer und musikalischer Facetten – und rekonstruieren die oft wechselhaften Stränge ihrer Rezeption.

„Seine ganze Musikdeutung geht ja vom Klang aus.“
Musikalische Interpretation bei Herbert von Karajan
hg. von Klaus Aringer, Peter Revers und Thomas Wozonig, Hildesheim: Olms 2023
Klang und Klanggestaltung beleuchten zentrale Komponenten von Herbert von Karajans Dirigieren. Sie reichen bis in die Anfänge seines Wirkens zurück: „Ich habe zur gleichen Zeit eigentlich zwei verschiedene Orchester gehört: Einmal den tatsächlichen Klang, das Resultat meiner Arbeit mit dem realen Orchester, und zweitens einen Idealklang, der darüber gelagert war.“ In späteren Jahren wird die Sinneserfahrung musikalischer Interpretation durch Bild und Film sowie die jeweilige Covergestaltung der Bild-/Tonträger ganzheitlich wahrnehmbar. Die Beiträge bedienen sich jüngster, empirisch gestützter Methoden der Analyse musikalischer Verläufe sowie filmischer Umsetzungen und vergleichen Karajans Interpretationen mit älteren Aufführungstraditionen. Schließlich werden kulturpolitische Aspekte von Karajans Wirken thematisiert.

Softwaregestützte Interpretationsforschung.
Grundsätze, Desiderate und Grenzen
hg. von Julian Caskel, Frithjof Vollmer und Thomas Wozonig, Würzburg: Königshausen & Neumann 2023
In der musikwissenschaftlichen Interpretationsforschung gewinnen softwaregestützte Verfahren zur Analyse von medial gespeicherten Aufführungen zunehmend an Bedeutung. Dabei rücken insbesondere die Messung und die (statistische) Auswertung von Aspekten wie Formverständnis, Zeitgestaltung und klingenden Gesten etwa mithilfe des ›SonicVisualisers‹, sowie das Management von Datensätzen und -repositorien in den Blick. Der Band stellt methodische Voraussetzungen und inhaltliche Anwendungen dieser Ansätze in einer Reihe von Fallstudien vor. Zugleich werden die Grenzen unterschiedlicher Zugänge reflektiert und Desiderate für zukünftige Forschungen benannt. Der Sammelband präsentiert die Ergebnisse einer (Online-)Tagung sowie eines Workshops aus dem Jahr 2021. Die Autorinnen und Autoren beleuchten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven: angefangen von Grundsatzfragen im Umgang mit digitalisierten Tondokumenten und der Diskologie über technische Fragen der Vermessung von musikalischen Gestaltungsmitteln bis hin zur statistischen Aufbereitung, wobei in einem abschließenden Teil auch ein Einblick in die einzelnen Arbeitsschritte und Analyseprobleme vermittelt werden soll.

Körper(-lichkeit) in der Musik
des 20. und 21. Jahrhunderts
hg. von Nadine Scharfetter und Thomas Wozonig, Bielefeld: transcript 2023
Das performative und konzeptuelle Potenzial des menschlichen Körpers rückt seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zunehmend in den Fokus künstlerischer Auseinandersetzung. Die Beiträger*innen des Bandes widmen sich kompositorischen und performativen Konzepten, in welchen der menschliche Körper nicht nur als Mittel zum Zweck der Klangerzeugung eingesetzt und als nebensächlich verstanden wird, sondern in welchen die Ausdrucks- und Bewegungsmöglichkeiten des Körpers im Zentrum künstlerischer Überlegungen stehen. Mithilfe interdisziplinärer Ansätze aus unterschiedlichen (künstlerisch-)wissenschaftlichen Disziplinen wird die Thematik »Körper«/»Körperlichkeit« anhand verschiedener Musikkulturen und -genres des 20. und 21. Jahrhunderts erörtert.

Musik im Zusammenhang. Festschrift Peter Revers zum 65. Geburtstag
hg. von Klaus Aringer, Christian Utz und Thomas Wozonig, Wien: Hollitzer 2019
Die Festschrift zum 65. Geburtstag von Peter Revers ehrt eine der wichtigsten Persönlichkeiten der österreichischen Musikwissenschaft der Gegenwart. Seit fast vier Jahrzehnten prägt er auch international das Fach Musikwissenschaft in Vorträgen und Publikationen, durch Symposien und Forschungsprojekte, als Lehrer und Gutachter. Mit dem Thema "Musik im Zusammenhang" ist ein wesentliches Charakteristikum von Revers' Arbeit gefasst.
Sein pluraler wissenschaftlicher Ansatz vermag Zusammenhänge in differenzierter Weise sichtbar zu machen - zwischen Musikformen und -gattungen genauso wie zwischen Musik und gesellschaftlichen Entwicklungen. Dies spiegelt sich auch in den 52 Beiträgen des Bandes, die sich vielfältig auf die Forschungen des Geehrten beziehen, so u. a. auf die Musik W. A. Mozarts und Gustav Mahlers, auf die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts und die Interpretationsforschung.

Artikel und Buchkapitel |
Articles and Book Chapters
Reflected Intuition: Statistical and Musical Implications of a Listening Experiment in Post-tonal
Music
Proceedings der Psychology & Music – Interdisciplinary Encounters Conference 2024, University of
Zagreb, 23–26. Oktober 2024 [i. V.]
„studio/paper identity crisis'. Zum elektroakustischen Frühwerk von Jonty Harrison
Voces, 2025 [i. V.].
„Dieser Komponist ist richtig zukunftsträchtig.“ Karl Böhm als Hindemith-Interpret
Karl Böhm. Biografie, Wirken und Rezeption, hg. von Thomas Wozonig, München: text+kritik 2024 [i. V.].
„‚[…] was Böhm einmal mit diesen Werken in Salzburg gewesen ist.‘ Karl Böhms Spuren in der Salzburger Festspielgeschichte“
Karl Böhm. Biografie, Wirken und Rezeption, hg. von Thomas Wozonig, München: text+kritik 2024 [i. V.].
„‚… eines der vielen Missverständnisse der damaligen Zeit.‘ Der Karl-Böhm-Saal im Spiegel von Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungskultur“
Wie sich Salzburg inszeniert. Vom Werden einer Musiktheaterstadt, hg. von Sigrid Brandt und Thomas Wozonig, Wien: Hollitzer 2023, S. 315–339;
https://doi.org/10.2307/jj.9377906
„Form durch Interpretation. Herbert von Karajan und die Sechste Sinfonie von Jean Sibelius“
„Seine ganze Musikdeutung geht ja vom Klang aus.“ Musikalische Interpretation bei Herbert von Karajan, hg. von Klaus Aringer, Peter Revers und Thomas Wozonig, Hildesheim: Olms 2023, S. 165–178; https://doi.org/10.5771/9783487423746-165
„Analysis of Temporal Phenomena in Music with Sonic Visualiser“
Softwaregestützte Interpretationsforschung. Grundsätze, Desiderate und Grenzen, hg. von Julian Caskel, Frithjof Vollmer und Thomas Wozonig, Würzburg: Königshausen & Neumann 2023, S.73–98; https://zenodo.org/records/7330517
„Zu hören – anders zu hören? Implikationen des Körperlichen in Helmut Lachenmanns Pression am Beispiel Éric-Maria Couturiers (2015)“
Musik und Körper(-lichkeit) in der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, hg. von Nadine Scharfetter und Thomas Wozonig, Bielefeld: transcript 2023, S. 71–87;
https://doi.org/10.14361/9783839458914-005
„‚Optimal gesättigte Orchesteropulenz‘. Eine Klangbilanz der Also sprach Zarathustra-Einspielungen Herbert von Karajans“
Richard Strauss-Jahrbuch 2019, Wien: Hollitzer 2022, S. 67–80
„‚[…] and that is how my first records appeared under the name of Dr Richard Strauss‘.
George Szells und Richard Strauss’ Einspielung von Don Juan (1916)“
Studia Musicologica 61 (2020) [gedr. 2022], S. 255–292; https://doi.org/10.1556/6.2020.00018
„‚The Letter of the Truth‘?
Herbert von Karajans Interpretation des zweiten Satzes aus Jean Sibelius’ Erster Symphonie“
Der Karajan-Diskurs. Perspektiven heutiger Rezeption, hg. von Julian Caskel, Würzburg: Königshausen & Neumann 2020, S. 263–283.
„Gender, Schaffensprozess und musikalische Analyse. Clara Schumanns Drei gemischte Chöre (1848)"
Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie 17/1 (2020), S. 117–145; https://doi.org/10.31751/1030
„‚Es ist daher Unsinn zu glauben, daß ich für alle die Werke, die ich mache, mich einsetze‘.
Wilhelm Furtwängler als Sibelius-Dirigent“
Musik im Zusammenhang. Festschrift Peter Revers zum 65. Geburtstag, hg. von Klaus Aringer, Christian Utz und Thomas Wozonig, Wien: Hollitzer 2019, 453–472;
https://doi.org/10.2307/j.ctvkjb45h.33
„Die frühe Schenker-Rezeption Hellmut Federhofers“
Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie 15/1 (2018), S. 121–158; https://doi.org/10.31751/967
„Zur Müllerin hin / so lautet der Sinn?
Power Structures in the Performance Tradition of Franz Schubert’s Die schöne Müllerin and Winterreise“
Kwartalnik Młodych Muzykologów UJ 35/4 (2017), S. 5–38.